Radontransfer
Die Beschreibung der Ankopplung des Hauses an den Baugrund gelingt mit einer einfachen numerischen Größe: dem Transferfaktor. Die Radonbelastung in der Raumluft von Gebäuden beruht auf einer komplexen Wirkungskette unterschiedlicher Prozesse im geologischen Ausgangsmaterial, im Baugrund, im Bereich der Ankopplung des Gebäudes an den Untergrund sowie auf der Freisetzung aus sekundären Quellen.
Vereinfacht können die wichtigsten Funktionen der drei beteiligten Kompartimente Gestein, Boden und Haus folgendermaßen beschrieben werden:
Während das Gestein und seine Verwitterungsprodukte die wesentliche Quelle des Radon darstellen, schafft das BodengefÜge die Migrations- möglichkeit fÜr das Gas. Das Wirken der geogenen Kompartimente resultiert im Radonpotenzial, also der VerfÜgbarkeit von Radon in der Bodenluft in unmittelbarer Umgebung des Hauses. Die Konstruktion des Hauses bestimmt die Eintrittspfade und damit die Menge an Radon, die aus dem Boden in das Gebäude gelangen kann. Additive Komponenten verändern die vom Transfer Boden - Haus herrÜhrende Aktivitätskonzentration. Hierzu zählen sekundäre Quellen innerhalb des Hauses, die zu einer tatsächlichen Erhöhung fÜhren können, aber auch die Lebensgewohnheiten der Bewohner (z. B.: LÜftungsverhalten) oder der Einfluss der Witterung, die sich modulierend auf die Innenraumbelastung auswirken können.
Zur pauschalen Betrachtung wird der nachfolgend beschriebene Transferfaktor TF als ein empirisch abgeleiteter Summenparameter definiert, der basierend auf der Radonaktivitätskonzentration in der Bodenluft eine vereinfachte Handhabung erlaubt:
TF [Promille] = cRnHaus [Bq/m3] / cRnBoden [kBq/m3]
Die Quotienten werden nach Etagen getrennt fÜr Erdgeschossräume als TFEG und fÜr Keller-räume als TFKe berechnet.
Der darin enthaltene Anteil des primär aus dem Baugrund stammenden Radon wird besonders bei niedrigen Aktivitätskonzentrationen in der Bodenluft und höheren Stockwerken durch die oben genannten sekundären Quellen maskiert. Diesem Effekt ist es zuzuschreiben, dass eine negative Korrelation zu den Bodenluftwerten besteht. Regionale Unterschiede sind ebenfalls in Betracht zu ziehen. Aufgrund der vorliegenden Datenbasis können zum jetzigen Zeitpunkt deutliche Unterschiede im Transfer fÜr die alten und neuen Bundesländer gefunden werden, die im wesentlichen auf den Erhaltungszustand der Bausubstanz zurÜckzufÜhren sind.
ähnliches aus der Tschechischen Republik bekannt, wo sich der Radontransfer in verschiedenen Regionen des Landes deutlich unterscheidet. Es ist also anzunehmen, dass in Regionen mit unterschiedlich vorherrschenden Bauweisen auch unterschiedliche Transferfaktoren vorhanden sind, so z. B. im Vergleich von Mittelgebirgsregionen mit dem norddeutschen Flachland. Aufgrund der geringen Datendichte ist dieser Nachweis aber derzeit nicht möglich.